Fallturm

Fallturm
Fallturm,
 
Anlage zur Durchführung von Kurzzeitexperimenten unter den Bedingungen annähernder Schwerelosigkeit, bei der eine mit Experimenteinrichtungen bestückte Kapsel in einer hinreichend langen, evakuierten Röhre frei fällt. Die Gravitation wird während des freien Falls durch die Massenträgheit kompensiert. Auf den Experimentaufbau wirkt lediglich eine sehr geringe Restbeschleunigung aufgrund des verbliebenen Luftwiderstands und anderer Störeinflüsse wie Divergenz des Gravitationsfelds, Rotation und Vibration der Fallkapsel. Vorteile gegenüber anderen Methoden zur Herstellung von Mikrogravitationsbedingungen (ballistische oder Parabelflüge, Weltraumlabors) sind u. a. weitgehend entfallende Raum- und Gewichtsbeschränkungen, kurze Vorbereitungszeit und schnelle Wiederholbarkeit der Experimente, niedrige Kosten. Fallturmexperimente werden z. B. in der Fluidmechanik, Rheologie, Thermodynamik, Materialforschung und bei Verbrennungsprozessen durchgeführt.
 
1990 ging der Fallturm Bremen am Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) in Betrieb. Im Innern des 146 m hohen Turms (Außendurchmesser 8,5 m) befindet sich die frei stehende Fallröhre mit einer Fallhöhe von 112 m, am Turmfuß liegt die 10 m hohe Abbremskammer. An der Unterseite der zylindrischen Fallkapsel, die ein Experimentgewicht bis zu 250 kg tragen kann, sitzt eine kegelförmige Spitze, damit die Kapsel in den mit 1,5 t Styroporgranulat gefüllten Bremsbehälter eintauchen kann. Vor dem Fall wird die Röhre auf einen Druck unter 10 Pa evakuiert, um den aerodynamischen Widerstand zu minimieren; innerhalb der Kapsel herrscht Normaldruck. Die auf die Kapsel wirkende Restbeschleunigung beträgt etwa 10-6 g ≈ 10-5 m/s2 (g Fallbeschleunigung), die Fallzeit 4,74 s, die Geschwindigkeit am Ende der Fallröhre 46 m/s ≈ 167 km/h.

Universal-Lexikon. 2012.

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